Wie können Kommunen mit Hitze- und Trockenheit umgehen?
- Was ist zur Steigerung der Resilienz wichtig?
- Planerische und bauliche Maßnahmen
Aufgrund des städtischen Wärmeinseleffekts (Erklärung hier unter 2.) treten bei heißen Tagen und besonders warmen Nächten in innerstädtischen Bereichen deutlich höhere Temperaturen und damit auch stärkere gesundheitliche Auswirkungen auf als in randstädtischen Bereichen oder ländlichen Kommunen. Nach der folgenden Grafik liegt die hitzebedingte Sterblichkeit in den städtischen Kreisen (kreisfreie Großstädte und städtische Kreise) über den rein ländlich geprägten Kreisen. Außerdem zeigt sich, entsprechend dem fortschreitenden Klimawandel, eine im Laufe der Zeit immer größere hitzebedingte Sterblichkeit je Kreistyp:
Abbildung: Schätzung der hitzebedingten Mortalität nach Zeitraum und siedlungsstrukturellen Kreistyp für drei Zeiträume. Die Fehlerbereiche entsprechen den 95%-Prädiktionsintervallen. Quelle: M. an der Heiden, Buchien, S., und Winklmayr, C. / Robert-Koch-Institut / Umweltbundesamt, 2025: Hitzebedingte Übersterblichkeit - Methodenweiterentwicklung. S.63.
Freilich können auch in ländlichen Kommunen hohe Termperaturen und damit starke gesundheitliche Belastungen auftreten. Bei der häufig mit warmen Wetterlagen verbundenen Trockenheit können die ländlichen Kommunen gegebenenfalls noch stärker betroffen sein als die Stadt (Brunnen. Landwirtschaft).
Ein Beispiel einer Hitzeanalyse mit Ableitung kommunaler Anpassungsmaßnahmen grüner Infrastruktur für ein Stadtgebiet in Oberfranken ist der Abschlussbericht "Integriertes Stadtklimakonzept Coburg" (2023). Solche Analysen & Maßnahmenplanungen werden oft mit Hilfe spezialisierter Ingenieurbüros (Städteplanung, Landschaftsarchitektur, mikrometeorologische Analytik) erstellt. Siehe auch das Klimaanpassungskonzept für Bamberg Stadt und Landkreis. Weitere Beratungsangebote finden sich hier.
Die Resilienz einer Kommune gegenüber Hitze und Trockenheit kann mittel- und langfristig gesteigert werden, indem nach dem Schwammkonzept - ganz analog zur Steigerung der Resilienz gegenüber Flutgefahren - der Rückhalt des Wassers in den entsiegelten Böden der Siedlungsfläche und der Flurfläche vergrößert wird, die Kommune durch Vegetation im Siedlungsbereich zusätzlich begrünt und veschattet wird und auch offene Wasserflächen im Siedlungsbereich eine Rolle spielen. Denn die Verdunstung und Transpiration der Feuchte aus entsiegelten feuchten Böden, aus der Vegetation im Siedlungsbereich (einschließlich begrünter Fassaden und begrünten Dächern) und von Wasseroberflächen verbraucht Wärmeenergie und kühlt auf diese Weise die Luft (Verdunstungskühlung). Die Verschattung von Wegen und Plätzen durch Bäume reduziert die direkte Sonneneinstrahlung, und die Begrünung von Fassaden reduziert die Aufheizung des dahinterliegenden Mauerwerks bzw. der Betonwände, trägt zur Kühlung der Innenräume bei und vermindert deutlich die Abgabe von Wärmestrahlung der Gebäudewände nach außen. Auch in der Flur tragen Maßnahmen zu einem verbesserten Wasserrückhalt in der Fläche zum verbesserten Erhalt der Bodenfeuchte bei und wirken so gegen Hitze und Trockenheit.
Somit folgen hier zunächst die mittel- und langfristigen baulichen und planerischen Maßnahmeoptionen einer Kommune.
Die wichtigsten im Zusammenhang mit offenem Wasser und der Vegetation (i.e. blaue und grüne Infrastruktur) gegebenen konkreten Anpassungsmaßnahmen an zunehmende Hitze- und Trockenepisoden zeigt ein Module-Überblick des LfU (inklsive detailierterer Quellen). In größerem Detail stellt das Umsetzungs-Handbuch Klimaanpassung in Bayern (2021) ausführliche Maßnahmensteckbriefe für die Themenfelder Hitzebelastung, Trockenheit und Dürren, Niedrigwasser, inklusive sowie darauf bezogene Förderprogramme zusammen (S.164-264).
Anleitungen für Ausschreibungen, Steckbriefe und Checklisten zu Planungsfragen rund um die urbane Begrünung bietet das Verbundprojekt Grüne-Stadt-Der-Zukunft zum Herunterladen.
Hitzeschutzmaßnahmen vorwiegend durch Begrünung, die in dem grundlegenden "Leitfaden für klimaorientierte Kommunen in Bayern" (Technische Universität München, 2020) vorgeschlagen werden, beziehen sich auf drei repräsentative Bebauungsmuster: Historischer Stadtkern, häufig in kleineren Kommunen zu findende Zeilenbebauung und städtische Blockbebauung. Für jedes dieser Bebauungsmuster werden durch mikroklimatische Modellierung die Effekte zusätzlicher grüner Infrastruktur auf die Wärmebelastung berechnet. Im Beispielfall des historischen Stadtkerns (Bsp.: Würzburg-Heidungsfeld) ergeben vorgeschlagene zusätzliche Bäume, Fassadenbegrünungen, Dachbegrünungen, Durchlüftungsmaßnahmen mit einer Steigerung des Grünanteils von 11% auf 37% eine Reduktion der mittleren "gefühlten Temperatur" bei Hitzesituationen von 42 Grad auf 36,5 Grad im Gegenwartsklima. Eine merkliche Reduktion der heute möglichen Wärmebelastung wird also erreicht Grundsätzlich gehören alle Maßnahmen der wassersensiblen Siedlungsentwicklung (Schwammstadt, Schwammregion), die unter Flutgefahren-Kommunen eingeführt wurden, mit zum Programm einer Steigerung der Resilienz von Kommunen gegenüber Hitze und Trockenheit: Entsiegelte Böden mit Baum- und Strauchvegetation können in Tockenphasen auch noch aus tieferen Bodenschichten für Evapotranspiration und somit für Verdunstungskühlung - neben der Wirkung durch Verschattung und Reduktion thermischer Strahlung - sorgen.
Der Zusatznutzen begrünter städtischer Areale liegt nicht allein in einem auch ästhetisch begündeten Aufenthaltskomfort in Pflanzenumgebung. Er liegt auch in einer jenseits reduzierter Hitzebelastung verbesserten Gesundheit der Bewohner. Mediziner der Universität in der US-Stadt Louisville / Kentucky fanden im Zuge des Green Heart Projekts bei Bewohnern, die in einem ab 2022 mit Baum- und Strauchpflanzungen stark begrünten Innenstadtbereich wohnten, im Verglich mit Bewohnern von Stadtvierteln, die nicht begrünt worden waren, folgendes heraus: Ein im Blut analysierbarer Entzündungsmarker, der bei kardiovaskularen Risiken wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht ist - ist bei Bewohnern begrünter Nachbarschaften gegenüber solchen ohne Zusatzbegrünung erniedrigt - um 16% pro +0,1 NDVI (NDVI = 1 bei stark begrünten Flächen, NDVI = 0 - 0,2 bei nahezu vegetationsfreien Flächen).
Im Gleichklang mit ihren Kommunen können auch Bürger-Nachbarschaften und zivilgesellschaftliche Initiativen sich um grüne Infrastruktur in ihren Bereichen bemühen. Dazu gibt ein Handbuch für mehr Stadtgrün im öffentlichen Raum Anleitung, Praxisbeispiele und diskutiert rechtliche Rahmenbedingungen.
Die Verbindung zwischen Kommune und ihren Bürgern bzw. Touristen wird auch durch Maßnahmen gestärkt wie dem interaktiven Stadtplan für heiße Tage, den die Stadt Karlsruhe wie auch weitere Städte betreiben. Dort sind kühle, druch grüne Infrastruktur beschattete Orte, Brunnen und offene Wasserstellen, offene kühle Gebäude etc. verzeichnet.
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